| Aus einer Rede anläßlich einer Eröffnung im Schloß Reinbek (Hamburg) von B. M. Kraske am 3. Dezember 1991Cornelius Fraenkels Bilder haben viel mit Zeit zu tun.
So braucht auch die Entstehung eines Bildes seine Zeit und zu seiner Betrachtung sollten
Sie sich ebenso viel Zeit lassen, Sie werden von Fraenkels Bildern, ihrem Licht, ihrer Transparenz, Magie und vielen versteckten Details verzaubert sein. Sie behandeln das was war, aber auch das was noch kommen kann und natürlich auch unsere Zeit. Was beim ersten Anblick verwirrt und bisweilen befremdet, erhält so ein neues Gewicht, dasjenige der Überzeitlichkeit und der Überörtlichkeit. So werden die Bilder zum Ort des Übersinnlichen und Wunderbaren, die den Blick öffnen
in erweiterte Horizonte. Kein Zweifel, das eigentliche Thema dieser Malerei ist das jeweils Andere, das zwar seine Bezüge zum Hier und Heute hat, das aber darüber hinaus ins Transzendente und Spirituelle verweist. Mit Hilfe eines alogischen Zeit- und Raumbegriffs eröffnet Fraenkel in seinen Bildern neue Räume und Zwischenbereiche. Indem er uns zeigt was nicht von dieser Welt ist und dennoch erfahrbar wird im Medium der Kunst, läßt er menschliche
Maßstäbe, Ansichten und Urteile weit hinter sich, setzt sie außer Kraft. Es ist nicht die Umwertung der Werte, sondern eine Infragestellung von Werten an sich, indem er sie als episodisch und flüchtig darstellt. Was bleibt, ist das überzeitliche, immerwährende Sein und die Stofflichkeit, aus der unsere Träume und Phantasien gewebt sind. Interpretieren braucht man. diese Bilder nicht. Die Interpretation unseres Seins
ist ihr Thema. Daß diese Traumwelt eine eindringlichere und wirklichere Realität als die photographierbare Ansichtswelt hat, das danken wir der Kunst und Meisterschaft ihres Malers. ,,Kunst", sagt der Maler Paul. Klee, ,,gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Dieser Satz könnte durchaus das heimliche Motto für diese Ausstellung sein.
Cornelius Fraenkel hat selbst aus Anlaß einer Vernissage auf den
technischen Entstehungsprozeß seiner Bilder aufmerksam gemacht, und wir wollen ihn gerne hier zitieren: ,,Meine Bilder sind in einer altmeisterlichen Lasurtechnik aufgebaut. Schicht für Schicht. Meistens eine dunkle Tempera-Untermalung, in die ich mit weißer Eitempera helle Lichter höhe, d.h. der Bildaufbau entsteht zunächst in Hell-Dunkel-Kontrasten, vom Dunkeln ins Helle. Darüber kommt eine erste Harzöl-Lasur, d.h. eine durchscheinende
Farbschicht, dann werden die Lichter weiter gehöht (weiße Eitempera), dann wieder eine Ölschicht. Teile werden deckend bemalt, andere lasierend. Zum Horizont hin, dessen Ausarbeitung und Tiefe mir immer sehr wichtig ist, werden dünne Luftschichten, in Form von weißen Tempera-Lasuren gelegt - Zufrieden bin ich erst, wenn das Bild. transparent und luftig wirkt, Spannungspunkte müssen den Weg in die Ferne begehbar machen. Es ist ein
langwieriger Weg,. der aber durch seine Transparenz und Farbdifferenzierung lohnt. | | |